Warum braucht Tuchenbach einen hauptamtlichen Bürgermeister?

Dass sich die Presse in einer Tuchenbacher Gemeinderatssitzung einfindet, ist selten geworden. In der Sitzung vom Januar 2025 war das der Fall, weil sich nicht nur die WGT, sondern mehrere Fraktionen mit der Bitte um eine Berichterstattung an die Fürther Nachrichten gewandt haben.

Die Berichterstattung erfolgte dann am darauffolgenden Mittwoch ganzseitig in den Fürther Nachrichten*1

Was war der Grund? Kurz gesagt: Tagesordnungspunkt 4 der Gemeinderatssitzung, lapidar mit Änderung des Status des Bürgermeisters betitelt, dessen Sprengstoff mit dieser harmlosen Formulierung wohl den meisten Bürgern nicht ersichtlich sein konnte.

Es ging darum, dass der Gemeinderat darüber beschließen sollte, ob das Amt des Bürgermeisters künftig weiterhin ehrenamtlich ausgeübt werden oder in ein Hauptamt umgewandelt werden sollte.

Beim Begriff „Ehrenamt“ denken wohl die meisten an einen freundlichen Händedruck und ein belegtes Brötchen. Der ehrenamtliche Bürgermeister hat jedoch Bezüge nicht unter 3.000 Euro. Unser derzeitiger Bürgermeister Eder liegt mit monatlich knapp 4.000 im Mittelbereich der möglichen Vergütung, dazu kommen Pensionsansprüche. Lange Jahre hat Bürgermeister Eder das Bürgermeisteramt im Ehrenamt geführt und man könnte meinen, nach seinem erklärten Rückzug aus diesem Amt zur Kommunalwahl 2026 ginge es so weiter. Schließlich liegt Tuchenbach mit seinen knapp 1.500 Einwohnern absolut im Bereich der Empfehlung eines ehrenamtlichen Bürgermeisters.

Nicht jedoch mit der IGT. Schon vor Monaten sollten sich die Fraktionen im Gemeinderat über den Status des Bürgermeisters Gedanken machen – wer damals den Tagesordnungspunkt eingebracht hatte, blieb zu dem Zeitpunkt unklar. Bei der Bürgerversammlung 2024 sagte der amtierende Bürgermeister Eder ganz am Ende, dass er nicht mehr kandidieren werde und dass er schon mit „allen“ gesprochen habe und Tuchenbach keinen ehrenamtlichen Bürgermeister finden würde. Es ist völlig unklar, mit wem der Bürgermeister gesprochen hat – sicherlich waren es nicht die anderen Fraktionen.

 Bereits am 25.11.2019 wurde eine Umstellung von ehren- auf hauptamtlichen Bürgermeister im Gemeinderat diskutiert. Damals stimmte die jetzige Mehrheitsfraktion Interessengemeinschaft Tuchenbach (IGT) geschlossen gegen die Umstellung auf einen hauptamtlichen Bürgermeister. Auch die WGT stimmte geschlossen gegen den Antrag.

Zwar hat der bayrische Landtag 2023 die Schwelle für die Empfehlung eines hauptamtlichen Bürgermeisters von 5.000 auf 2.500 Einwohner gesenkt, jedoch liegt Tuchenbach mit seinen weniger als 1.500 Einwohnern weit darunter. Zudem hat Tuchenbach keine besonderen wirtschaftlichen oder touristischen Herausforderungen wie die meisten der kleineren Gemeinden mit hauptamtlichem Bürgermeister. An den grundsätzlichen Rahmenbedingungen hat sich seit 2019 nichts geändert.

Aber offensichtlich ist die IGT davon ausgegangen, dass nur sie einen Bürgermeisterkandidaten stellt und offensichtlich ist dieser Kandidatin ein Salär von etwa 4.000 Euro nicht genug. Bei der Diskussion 2019 hieß es noch seitens der IGT, die ganze Debatte sei müßig, weil es ja ehrenamtliche Kandidaten gebe. Dieses Argument scheint nun vom Tisch zu sein:

In der Januar-Sitzung haben die Aktiven Bürger Tuchenbach (ABT) verkündet, dass sie einen Bürgermeisterkandidaten haben, der das Amt im Falle eines Sieges bei der Kommunalwahl 2026 ehrenamtlich übernehmen würde. Die IGT hat die Entscheidung dennoch einstimmig getroffen. Da sie die absolute Mehrheit hat, ist trotz der Gegenstimmen aller anderen Fraktionen nun gesetzt, dass Tuchenbach künftig einen hauptamtlichen Bürgermeister hat. Damit wurde ohne Not und stichhaltigen Grund in Zeiten klammer Kassen eine Umstellung forciert, die die Gemeinde über die Jahre zusätzlich einen sechsstelligen Betrag kosten wird.

*1: https://www.nn.de/fuerth/warum-hauptamtlich-und-teuer-fur-die-gemeinde-streit-um-tuchenbachs-burgermeisteramt-1.14562398